Wie divers unser Planet und alle seine Lebewesen tatsächlich sind, ist eine so große Frage, dass sie wahrscheinlich niemals ganz beantwortet werden kann. Alleine die Beobachtung einer Wiese an einem Frühlingsmorgen mit alle dem was darauf, darüber und drunter krabbelt und fliegt verdeutlicht schnell, dass es unmöglich ist, allen Lebewesen, selbst auf dem kleinsten vorstellbaren Stück Wiese, guten Morgen zu sagen. Festzuhalten bleibt trotzdem, dass auf dieser noch so winzigen Wiese, Diversität in vollendeter Form gegeben ist: Verschiedene Lebewesen existieren miteinander und nebeneinander. Auf komplexe Art und Weise sind sie voneinander abhängig und miteinander verbunden. Sie bringen sich ein und sichern so ihren Bestand bzw. das Bestehen ihres Ökosystems.
Die Notwendigkeit von Artenvielfalt für unseren Planeten ist in den letzten Jahren zu einem großen politischen Thema geworden. Leider weil immer größere Teile der Erde zerstört werden und Politik augenscheinlich erst die Übertragung von wissenschaftlichen Fakten durch eine (damals) Sechzehnjährige brauchte, um dies als Wahrheit zu erkennen. Welch ein Bild für den Mangel an Toleranz für den Einbezug von diversen Meinungen in politischen Diskursen- gäbe es regelmäßig die Möglichkeit, dass Kinder und Jugendliche ihr Verständnis, ihre Ideen, Wünsche und Träume an Politiker*innen auf höchster Ebene kommunizieren könnten (und hier sind keine exklusiven Pseudo- Strukturen zum Generieren eines Instagram Posts gemeint), wäre vielleicht schon Jahre zuvor aufgefallen, dass kommende Generationen besonders von der Ausschlachtung des Planeten betroffen sind. Ganz zu schweigen davon, was passieren würden, wenn Zielgruppen der Wirtschaft ihre Bedürfnisse kommunizieren würden und nicht umgekehrt. So manches Thema hätte sich wohl schnell erledigt- oder würden Sie sich dafür entscheiden, ihr gesamtes Essen mit Zucker oder Fetten, für die am anderen Ende des Planeten ganze Wälder und Leben zerstört werden, „schmackhafter“ zu machen?! Wohl kaum. Genauso wie in/auf dem Stück Wiese alles vorhanden ist, was gebraucht wird um gut leben zu können, ist in uns auch alles das was wir brauchen um gut miteinander und auf diesem Planeten leben zu können. Indem wir akzeptieren, dass alles um uns herum, die Artenvielfalt und Diversität, eine Daseinsberechtigung hat, erkennen wir die Schönheit unseres Lebens und unseres Planeten an. Es sind menschliche Systeme, die diese Fülle eingrenzen, manche ausgrenzen, andere objektivieren, ideologisch missionieren, Bedürfnisse erzeugen die es gar nicht gibt und einfach alles, angefangen vom kleinsten Stück Wiese bis zu unseren Körpern, ausbeuten.
Wir von Di- World glauben daran, dass es möglich ist zu sich selbst zurück zu finden. Die Stärke in sich selbst, in Nachbarschaften und Interessensgruppen zu finden. Wir glauben, dass in Räumen, in denen offen Fragen ausgetauscht und Begegnung möglich gemacht werden, sich etwas ändert. Wir glauben, dass es in einer global vernetzen Welt leicht ist miteinander in den Dialog zu treten um festzustellen, dass es mehr gibt, als das Internet, was uns alle miteinander verbindet. Wir bringen dafür vor allem eines ein und mit: Mut und eine offene Haltung. Wir alle werden in ein System geboren, das es dem einen verdammt schwer und dem anderen leicht macht. Dieses System ist, und das ist der riesige Unterschied zu dem Stück Wiese, von Menschen gemacht (und ja, Graslandschaften gab es schon vor den Hominiden auf dem Planeten 😉). Was glauben Sie, wer dieses System entsprechend verändern kann? Ganz richtig, wir alle zusammen. Sie sind mächtiger, als Sie es (vielleicht) glauben.
Im Kern aller bereits angesprochenen Themen steckt etwas, was wir als Haltung umschreiben. Insbesondere in der Arbeit mit dem Thema Diversität geht es darum, eine Haltung zu entwickeln und aus dieser heraus zu agieren. Eine Haltung kann dabei helfen, nicht wieder in alte Muster zu verfallen- wie bereits gesagt: wir sind mit Prägungen groß geworden, diese Prägungen sind wie Autobahnen im Kopf, die langsam abgetragen werden müssen um wieder auf einer Wiese zu stehen.
In der Gründungsphase des Vereins Di- World sind wir immer wieder in Haltungsfragen eingestiegen und haben für viele Themen unsere Antworten gefunden, bzw. finden wir uns damit dauerhaft auf dem Weg. Unsere Ideen wollen wir auf unserem Blog teilen. Ein Thema ist uns so wichtig, dass wir es hier noch festhalten wollen:
Inklusion
Inklusion bedeutet, dass sich ein von Menschen gemachtes System an allen seinen Teilen orientiert um allen Teilhabe zu ermöglichen. Grundlage für Inklusion ist umfassende Barrierefreiheit, die sich nicht nur auf bauliche und systemische Infrastruktur sondern auch auf Barrieren in den Köpfen bezieht.
Hieraus resultiert die spannende Frage: welche Grenzen ziehe ich eigentlich in meinem Kopf und wen schließe ich damit aus bzw. wie beschränke ich mich selbst damit? Inklusion ist die Vision einer Gesellschaft, in der sich alle mit ihren Stärken einbringen können. Es geht nicht mehr darum sich in einem exklusiven System von angeforderten Fähigkeiten und Kompetenzen (oft auch „Skills“ genannt) zu profilieren sondern sich mit dem was in einem steckt ein gutes Leben erschaffen zu können. In Inklusion steckt mehr Revolution als es manch einem lieb ist und das passt vielen nicht- angefangen vom klassischen Hilfesystem über das Schulsystem bis hin zum Wirtschaftssystem. In allen genannten Bereichen wird immer mal wieder von Inklusion gesprochen. Hier ist es wichtig zu unterscheiden, zwischen Initiativen, Programmen und Reformen, die tatsächlich etwas ändern oder einfach nur die Begriffe Integration und Inklusion miteinander ersetzen. Integration bedeutet, dass Menschen sich immer noch aus eigener Kraft an ein bestehendes System anpassen müssen. Inklusion bedeutet hingegen, dass sich das System anpasst- ein signifikanter Unterschied! In inklusiven Systemen sprechen Vertreter*innen einzelner Gruppen für sich! Vorbei die Zeiten, in denen Männer erklärt haben, warum und wie Frauen ticken…usw.
Die Vision von Inklusion, die so groß gedacht werden kann, dass sie auch alles Leben auf Wiesen einbezieht, ist einer der Gründe weshalb wir immer wieder, am liebsten im Grünen, zusammenkommen, spinnen und träumen, warum wir uns engagieren, malen, fotografieren, lernen, lehren, reisen, usw. Gleichermaßen bestimmt sie unsere Haltung auch so, dass wir „extra Runden drehen“ und sprichwörtlich unsere Hausaufgaben machen. Barrieren abbauen bedeutet, aus Routinen raus zu kommen und Dinge anders anzugehen. Uns macht dies große Freude und wir hoffen auch andere dafür begeistern zu können… damit wir uns auch in Zukunft noch auf grünen Wiesen treffen können.